Rückblick auf den Schnadgang
mit den Heimatfreunden aus Selm, Ermen
und Nordkirchen am 15. Juli 2007.
Am 26. Januar 2007 trafen sich erstmals Vertreter
der Heimatvereine Selm, Ermen
und Nordkirchen auf dem Hof von Ludger Honermann in Ermen, um über einen gemeinsamen Schnadgang
zu sprechen. Zunächst wurde jedoch der Standort, das „Drei-Länder-Eck“,
festgelegt. Da der echte Grenzpunkt in einem sehr unwegsamen Gelände liegt,
einigte man sich schnell, den Grenzstein „Upn Knapp“
aufzustellen, ein kleiner Rastplatz mit
Bank und Tisch, vom Heimatverein Ermen vor einigen
Jahren angelegt.
Bei der anschließenden Besprechung im warmen Zimmer
wurden wichtige Details besprochen, wie so ein herausragendes Ereignis für alle
drei Heimatvereine ablaufen könnte. Nachdem man sich über den Termin, Gäste und
deren wurde der Findling, der vom Heimatverein Ermen
gestellt wurde, begutachtet. Eine Zusammenkunft im Heimathaus im Ortsteil Capelle am 21. Februar 2007 diente zur weiteren Klärung des
Festverlaufs. Der Ermener Heimatfreund Manfred
Neuhaus stellte an Hand einer Schablone vor, wie die Beschriftung des
Grenzsteines aussehen könne. Er wurde auch damit betraut, den Findling zu
bearbeiten, damit der Verlauf der Grenzen, der Grenzpunkt und die Namen
Lüdinghausen / Ermen, Selm/Ternsche und Nordkirchen /Berger und der Überschrift „Schnadgang 2007“ den Findling als Grenzstein kennzeichnen
würde.
Auch über den Text einer Urkunde, die von Josef
Wacker, Heimatverein Nordkirchen, angefertigt werden sollte, war man sich
schnell einig. Für die weitere Planung waren natürlich noch einige Treffen des
„Arbeitskreises Schnadgang“ erforderlich. Diesem
Gremium gehörten vom Heimatverein Selm Albert Kohl
und Horst Kohls an, der Heimatverein Ermen wurde
vertreten von Heiner Wannigmann, Manfred Neuhaus,
Heinz Möller und Georg Jung. Karl Schäper, Heinz
Zimmer und Erhard Huppert vom Heimatverein Nordkirchen vervollständigten diesen
Arbeitskreis.
Im Heimathaus in Selm hat man sich am 18. April
2007 dann schon Gedanken über den Ablauf der Feier gemacht. Es wurde darüber
gesprochen, wie man bei jedem Wetter bis zu 200 Heimatfreunde unterbringen und
bewirten kann. Ein letztes Mal traf der Arbeitskreis am 14. Juni 2007 in Ermen zunächst
beim Heimatfreund Manfred Neuhaus zusammen. Der Grenzstein war kurz vor seiner
Vollendung und man war sich einig, dass dieser Stein ein gelungenes Werk sei,
das man mit stolz geschwellter Brust der Öffentlichkeit präsentieren könne. Die
anschließende Zusammenkunft beim Vorsitzenden des Heimatvereins Ermen, Heiner Wannigmann, diente
zur Arbeitseinteilung, damit der Grenzstein auch pünktlich am „Drei-Länder-Eck“
aufgestellt würde.
Der 15. Juli 2007, der Tag an dem der Schnadgang stattfinden sollte, rückte immer näher. Die
Bürgermeister der beteiligten Städte Selm und
Lüdinghausen und der Gemeinde Nordkirchen hatten ihr Kommen zugesichert.
Eingeladen waren auch die Heimatvereine aus der Nachbarschaft. Zum gemeinsamen Schnadgang trafen sich die Heimatfreunde bei herrlichem
Sommerwetter in Selm am Feuerwehrgerätehaus „Auf der
Geist“, in Nordkirchen am „Ludwig-Becker-Platz“ und in Ermen
auf dem Hof Hülsbusch. Das Ziel des Heimatvereins
Nordkirchen war zunächst das Kirchspiel Berger. Mit dem Fahrrad radelten ca. 50
Heimatfreunde zum Hof Große Böckmann.
Dort warteten bereits die Heimatfreunde aus Werne und Herbern. Nach einer kurzen Pause, gestärkt mit
einem „Münsterländer Korn“ von den Damen des Hauses Große Böckmann gereicht,
machten sich alle auf den Weg zum Hof
Franz Richter. Es war schon ein imposantes Bild, wie um 11.00 Uhr aus
drei Richtungen an den Grenzen entlang, die Heimatfreunde der drei Vereine auf
dem Hof Richter eintrafen. Der Vorsitzende des Heimatvereins Nordkirchen Erhard
Huppert konnte hier die Bürgermeister Jörg Hußmann
aus Selm, den stellvertretenden Bürgermeister Anton
Holz aus Lüdinghausen und den Bürgermeister Friedhard Drebing
aus Nordkirchen sowie mehr als 200 Heimatfreunde begrüßen. Angeführt wurden die
„Schnadgänger“ (Grenzgänger) von ihren Vorsitzenden,
Albert Kohl aus Selm, Heiner Wannigmann
aus Ermen und Erhard Huppert aus Nordkirchen.
Herzlich begrüßt wurden die Heimatfreunde aus Werne,
Bork, Kappenberg, Lüdinghausen, Olfen und Herbern mit
ihren Vorsitzenden. Die Möhne Gisela Büscher und die Kiepenkerle Heinz Zimmer und Theo Hülsbusch ernteten bei der Begrüßung spontanen Beifall,
hatten sie doch Schmalzbrote und echten „Münsterländer Korn“ mitgebracht. In
einiger Entfernung kennzeichnete im Maisfeld eine Blinkleuchte den
topografischen Grenzpunkt.
Nun machten sich über 200 Heimatfreunde auf den Weg
zum Grenzstein. Im Beisein der Bürgermeister, Vereinsvorsitzenden, Kiepenkerle
und Möhne wurde unter großem Beifall aller anwesenden
Heimatfreunde der Grenzstein enthüllt. Der Vereinsvorsitzende Albert Kohl
erläuterte die alte Tradition der Schnadgänge. Der Begriff Schnad
kommt aus der niederdeutschen Sprache und bedeutet Grenze. Vor vielen Jahren,
wo man nicht in der Lage war einen Grenzverlauf auf Karten exakt festzuhalten,
musste man sich auf mündlich überlieferte, dann später auf fixierte
Beschreibungen verlassen, dazu wurde dann ein Schnadgang
durchgeführt, bei dem es oft derbe Schlägereien oder auch große Gelage gegeben
hat. Erst als Westfalen 1815 preußisch wurde, hat man nach und nach diese alte
Tradition aufgegeben.
Der Vereinsvorsitzende Heiner Wannigmann
verkündete, dass der Grenzstein auf dem „Flurstück 27, Feldstück 95, genannt
Burbank Beckenberg“ das „Dreiländereck“ kennzeichne. Danach verlas er den Text
der Urkunde, der da lautet:
Im Jahre
des Herrn 2007,
wird am heutigen Sonntag, dem 15. Juli 2007, ein Schnadgang an der Grenze zwischen der Stadt Lüdinghausen,
Kirchspiel Ermen, der Stadt Selm
und der Gemeinde Nordkirchen durchgeführt.
Damit wird eine alte schon im Mittelalter
begründete Tradition erneuert und als überliefertes Brauchtum gepflegt und in
Erinnerung gehalten.
Die Stadt Lüdinghausen Kirchspiel Ermen, vertreten durch ihren Bürgermeister Richard
Borgmann, die Stadt Selm durch ihren Bürgermeister
Jörg Hußmann und die Gemeinde Nordkirchen durch ihren
Bürgermeister Friedhard Drebing, sowie der
Heimatverein Ermen vertreten durch seinen
Vorsitzenden Heiner Wannigmann, der Heimatverein Selm vertreten durch seinen Vorsitzenden Albert Kohl und
der Heimatverein Nordkirchen vertreten durch seinen Vorsitzenden Erhard
Huppert, setzen am heutigen Tage als Zeichen ihrer Verbundenheit einen
Grenzstein am Gehöft Honermann in Selm,
Bauernschaft Ternsche, und tauschen diese gemeinsam
verfasste Urkunde zur Erinnerung an den Schnadgang
2007 aus.
Lüdinghausen, Selm und Nordkirchen,
am 15. Tag des Monats Juli im Jahre zweitausendsieben.
Diese Urkunde wurde von den Bürgermeistern und den Vereinsvorsitzenden in
vierfacher Ausfertigung unterschrieben. Jeder beteiligte Heimatverein erhielt
ein Original, das vierte Exemplar mit allen Zeitungsausschnitten von diesem
Ereignis wurde in einem Rohr aus Edelstahl unter dem Stein einzementiert.
Die Bürgermeister Hußmann,
Holz und Drebing würdigten in ihrer Rede den
Zusammenhalt der Heimatvereine, das Bestreben, diese alte Tradition zu pflegen
und so auch über Kreisgrenzen hinaus gute Nachbarschaft zu pflegen. Nun war
feiern angesagt. Bei dem wunderschönen Wetter schmeckten die kühlen Getränke
hervorragend und die Würstchen vom Grill mundeten allen Heimatfreunden nach dem
anstrengenden Schnadgang. Für die musikalische
Unterhaltung sorgte der Heimatfreund Ewald Montag. Begeistert wurden die alten
Volkslieder gesungen, neue Freundschaften
geschlossen und das Versprechen gegeben, diesen Brauch mit anderen Nachbarn
wieder aufleben zu lassen.