Valentinstag, ein Fest mit vielen Fragezeichen

Heimatverein erklärt die Hintergründe

 

NORDKIRCHEN. Der Valentinstag, der am 14. Februar begangen wird und dem Märtyrer Valentin geweiht ist, erfreut sich in Deutschland einer gewissen Akzeptanz. Werbebroschüren, Plakate und Annoncen machen uns darauf aufmerksam, dass wir an diesem Tag unserer Liebsten ein kleines Präsent überreichen sollen. Überdies kann man per Kleinanzeige Liebesgrüße an den oder die Angebetete übermitteln.

 

Noch um 1950 herum war der Valentinstag als „Tag der Liebenden“ in Deutschland unbekannt. Den Käufern von Blumenpräsenten wurde empfohlen, ihrem Geschenk ein kleines Informationsblättchen beizugeben, um sicher zu gehen, dass die Adressatin des Präsentes den Sinn verstand.

 

In England und Frankreich war der Valentinstag als höfisches Liebesfest seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Hier hatte sich unter den jungen unverheirateten Männern der Brauch etabliert, am Valentinstag oder am Abend zuvor aus einer Lostrommel einen Zettel mit dem Namen einer jungen Dame zu ziehen. Für die Dauer von einem Jahr galt dieses Paar als in Freundschaft verbunden. Blumen, kleine Geschenke und Gedichte konnten diese Freundschaft vertiefen – eine Heirat war nicht ausgeschlossen.

 

Die Funktion des Brauches, der sich dahingehend veränderte, dass man nun einem erweiterten Personenkreis Glückwunschkarten und Präsente zukommen ließ, liegt auf der Hand. Seine Ursprünge sind nach wie vor ungeklärt. Das „Parlament der Vögel“, eine berühmte allegorische Dichtung des Engländers Geoffrey Chaucer mit 100 Strophen, die als ein Katalog der Zweisamkeit für alle Heiratslustigen verstanden werden kann, legt den Schluss nahe, dass der 14. Februar im Mittelalter als Tag der Verliebten galt.

 

Warum sich aber im Laufe der Zeit verschiedene Valentinslegenden mit diesem Datum verquickten, bleibt unverständlich, zumal der heilige Valentin als Schutzpatron für Gicht- und Epilepsiekranke gilt. Auch Erklärungsansätze, nach denen der Tag auf ein Fest zu Ehren der römischen Göttin Juno oder eine indische Sage zurückzuführen ist, können weder bestätigt noch widerlegt werden.

 

Eine Begründung für die enge Beziehung des 14. Februars zum Thema „Verlobung und Hochzeit“ mag die Tatsache sein, dass an diesem Tag das Fest der Reinigung Mariens gefeiert wurde. Liturgisch beschloss man die Zeit zwischen Epiphanie und dem 14. Februar mit einer Antiphon, die die Ankunft des Bräutigams besingt. Dieser Zusammenhang ist nach Verlegung des Festes der Reinigung Mariens auf den 2. Februar im Gedächtnis geblieben.

 

In Westfalen galt der 14. Februar lange als Unglückstag, weil er der Geburtstag des Jesusverräters Judas sein sollte. Alles, was man an diesem Tag anfasste, ging schief. Nichts hätte also ferner gelegen, als an diesem Tag Liebesgaben zu verschenken. Erst Werbekampagnen der Floristen seit den 1950er Jahren sowie die Tatsache, dass die unglückverheißende Wirkung des 14. Februar allmählich in Vergessenheit geriet, vermochten das Geschenkfest auch in Westfalen zu etablieren.