Pfarrer wehrt sich

NORDKIRCHEN - Der Heimatverein hat wieder interessante Dokumente aus der Nordkirchener Geschichte entdeckt. "22. April 1914 - Ein dreister Überfall wurde gegen 10 Uhr auf den 67 Jahre alten Herrn Pfarrer Kerkhoff in der Pfarrwohnung verübt: Pfarrer Kerkhoff lag auf dem Sofa, um sich auszuruhen, wobei er eingenickt war. Plötzlich fühlte er sich von zwei kräftigen Männerfäusten am Halse gepackt. Die Räuber hatten anscheinend das zu der Pastorat führende Eingangstor überklettert und sich in den Garten geschlichen. Durch ein offenstehendes Fenster sind sie in das Wohnzimmer gelangt.

Der größere der Banditen, deren Gesichter durch Ruß geschwärzt waren, hielt mit dem vorgehaltenen Revolver den Pfarrer in Schach und drohte, falls er nicht das Geld herausgeben würde, ihn ohne Gnade niederzuschießen. Der andere Bandit durchstöberte die Schränke und Schubladen und forderte die Schlüssel zum Geldschrank, deren Herausgabe der Pfarrer weigerte.

Sodann wurden dem Pfarrer die Taschen durchsucht und ihm die silberne Remontoiruhr nebst Kette, die dabei zerrissen wurde, entwendet. Durch das Geräusch wurden die Dienstboten wach und riefen im Hofe laut um Hülfe. Die Räuber ließen daraufhin von ihrem Opfer ab und verschwanden.

Schüsse fielen Auf die Hülferufe erschien der Nachbar Wiegers mit einem Beil bewaffnet nebst seiner Frau. Die bemerkten, dass zwei Männer sich des am Ufer der das Pfarrhaus umschließenden Gräfte liegenden Kahnes bemächtigen wollten, um damit das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Der Pfarrer eilte mit dem Nachbar an das andere Ufer, um die Strolche dort in Empfang zu nehmen. Dem größeren gelang es, indem er auf den Pfarrer und seinen Begleiter mehrere Schüsse abgab, ans Ufer zu springen, wobei der Kahn zurückschnellte. Er rief dem Zurückgebliebenen zu: "Willem, spring int Water!", was von dem anderen auch befolgt wurde. Er gelangte ans andere Ufer und entkam ebenfalls. Wiegers wurde durch Revolverschüsse an der linken Schulter und am rechten Oberarm nicht unerheblich verletzt, während eine Kugel, die dem Pfarrer gegolten hatte, hart an dessen Kopfe vorbeipfiff.

Die Verfolgung der Spuren wurde durch den Regen sehr erschwert. Der kleinere Räuber wurde möglicherweise mit dem von der Polizei wegen verschiedener schwerer Einbrüche und Überfälle schon längst gesuchten Landstreicher Berg identisch. Der größere der Banditen wurde beschrieben als ca. 23 Jahre alt, mit schlanker Figur und rötlichem Gesicht. Der kleinere sollte etwa 19-20 Jahre alt, von kräftigem Körperbau sein und Militärschuhe tragen.

Korb in Brand 23. April 1914 - Ein böser Streich wurde einem hiesigen Metzgermeister gespielt, der einen mit Heu gefüllten Korb vor einer Wirtschaft hatte stehen lassen, indem der Korb in Brand gesteckt wurde. Sehr leicht hätte dieser Dummejungenstreich für das ganze Dorf verhängnisvoll werden können, indem die Funken über die Dächer der Häuser hinwegflogen. Den Übeltätern wäre eine Portion gebrannter Asche zu gönnen gewesen."

Donnerstag, 04. April 2002 Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)